Schulerweiterung unter Berücksichtigung der besonderen städtebaulichen Situation
Die 1912 vom Berliner Baustadtrat und Architekten Ludwig Hoffmann errichtete Emanuel-Lasker-Oberschule bildet mit Ihren beiden vorgelagerten, historischen „Inspektorenhäusern“ ein imposantes Ensemble, das zusammen mit der Zwingli-Kirche den Rudolfplatz einfasst. Diese Setzung, weit ab von der Stadtmitte, deutet auf die damalige Dynamik der Stadtentwicklung und auf die damit verknüpften Erwartungen hin.
Die geplante Blockbildung blieb jedoch bruchstückhaft, der II. Weltkrieg verhinderte die Weiterentwicklung des Gründerzeit-Städtebaus. Nach dem Krieg folgte die Stadtentwicklung einem anderen Grundmuster. Große, offene Räume und Häuserstellungen ohne Straßenraumbildung wurden bevorzugt, die funktionale Stadt der Moderne prägte das Bild. Nördlich des Geländes befinden sich, bedingt durch die Bahntrasse zwischen Ostbahnhof und Ostkreuz, typische Industrieansiedlungen mit überwiegend eingeschossigen Hallen.
Der Kontrast zwischen beiden Stadtentwicklungsmustern ist auf dem Gelände der Emanuel-Lasker-Oberschule besonders ausgeprägt: Durch die großen Sportanlagen auf der östlichen Seite kommt es zu einer Auflösung des öffentlichen Raumes; Anhaltspunkte für eine städtebauliche Ordnung sind nicht mehr spürbar.
Der erste Bauabschnitt der zukünftigen Grundschule auf dem Grundstück der Emmanuel-Lasker-Oberschule ist aus Zeit- und Finanzierungsgründen als „modularer Ergänzungsbau“ (MEB) geplant. Grundsätzlich lässt sich dieser MEB nicht auf eine besondere Lage einpassen. Vielmehr bevorzugen wir eine Lösung, die ihn funktional mit der Stadt der Gründerzeit verbindet. Hierzu soll der MEB in Bezug zur bestehenden Sporthalle gesetzt und direkt dort platziert werden. Auch erscheint es uns sinnvoll, einen deutlichen Abstand zum historischen Schulgebäude Hoffmanns zu wahren. Somit können Überformungen des denkmalgeschützten Bestandes vermieden werden.