Gemeinschaftliches Wohnen für Menschen mit Behinderung in Neumarkt i. d. Oberpfalz
Der Entwurf entstand in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Christoph Keiner in Hamburg und erzielte bei dem Realisierungswettbewerb den 3. Preis.
Städtebauliche Lage
Das großzügige Grundstück an der Tyrolsberger Straße ist in verschiedener Hinsicht bemerkenswert und besonders gut geeignet für die geplante Nutzung als gemeinschaftliches Wohnen für Menschen mit Behinderung:
• Es liegt am Rande der Kreisstadt Neumarkt und bietet damit eine unkomplizierte Teilhabe an den vielfältigen Angeboten und Möglichkeiten des Stadtlebens.
• Es ist in ein gewachsenes und ruhiges Wohnumfeld eingebettet, das über eine eigene Nahversorgung und ein eigenes Gesellschaftsleben (Kirche, Vereine) verfügt und an den ÖPNV angeschlossen ist.
• Die Lage in einem großen Park mit altem Baumbestand und mit der Schlosskapelle Woffenbach als identitätsstiftendem Denkmal ist bemerkenswert. Zugleich ist das Grundstück in einer schönen, von der Landwirtschaft und einem Flusslauf geprägten Landschaft eingebettet.
• Der Umstand, dass weitere Sozialeinrichtungen in der Nähe angesiedelt sind, wie das Seniorenzentrum Woffenbach am nördlichen Rand des Parks und die Lebenshilfe e.V. als unmittelbarer Nachbar, wird sich belebend auswirken und die Angebote des eigenen Hauses unterstützen. Dadurch, dass jede Einrichtung für sich mit ihrem Umfeld vernetzt ist, bleibt die beabsichtigte Dezentralisierung erhalten.
Architektonisches Konzept
Der Neubau übernimmt in etwa die Körnung der umliegenden Wohnhäuser und bleibt im Vergleich zum Seniorenwohnheim und zum Gebäude der Lebenshilfe im Maßstab wesentlich kleiner.
Er besteht aus drei kompakten, eng aneinander gefügten, dreigeschossigen Baukörpern, die auf ein gemeinsames Plateau aufgestellt sind. Die Fuge zwischen den drei Häusern übernimmt die Erschließung, bietet Tageslicht, Orientierung sowie Ausblicke und ist der größte Begegnungsraum. Zugleich reagiert der Neubau zusammen mit dem Plateau auf die unterschiedlichen nachbarschaftlichen Situationen. In Richtung Tyrolsberger Straße entsteht im Zusammenspiel mit dem Wohnheim der Lebenshilfe eine klare Eingangssituation, wobei die Fuge den Eingangsbereich betont. Das gläserne Erdgeschoss mit Café und gemeinschaftlichen Einrichtungen unter dem Vordach signalisiert „Öffentlichkeit“ und ist gleichzeitig als Treffpunkt nicht nur für die Hausbewohner, sondern auch für die Nachbarn gedacht.
Die kleinteilige und kompakte Anordnung bietet eine sehr gute Belichtung und Orientierung aller Wohnungen. Der Erschließungsraum bietet zudem eine sehr abwechslungsreiche räumliche Sequenz mit starken Kontrasten. In allen Wohnungstypen ist der Rückzugsbereich mit Zimmer, Vorraum und Nasszelle klar gegliedert und deutlich vom Gemeinschaftsbereich abgegrenzt. Die Balkone und Terrassen sind den Gemeinschaftsbereichen zugeordnet.
Neben den gemeinschaftlichen Räumen mit Empfangsbereich, sind die Geschäftsräume auf der rechten Seite des Eingangs in einem eigenen Bereich nebst Hausanschlussraum zusammengefasst. Die Pelletheizung samt Pelletlager ist im Dachraum untergebracht (Lieferung über Einblas-Standleitung im EG).
Kostensparende Bauweise
Die drei Wohnhäuser sollen aus vorgefertigten Holzrahmen- und Massivholzdecken-Elementen errichtet werden, kombiniert mit einer Kiesschüttung für den Schallschutz. Als Fassade ist eine hinterlüftete Bekleidung aus senkrechten Holzleisten vorgesehen. Das stabilisierende Fugenbauwerk wird mit den beiden Treppenhäusern und dem Aufzug sowie der Bodenplatte in Ortsbeton errichtet. Diese Bauweise wirkt sich dank hoher Vorfertigung kostensparend aus und reduziert die Bauzeiten. Zudem wird durch die sparsame Verwendung von Beton sehr viel CO² eingespart.
Außenanlagen
Das Plateau bietet sich als ein bequemer und sicherer Aufenthaltsraum im Freien an. Von dort können Spaziergänge in Richtung Park unternommen werden.
Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Der insgesamt kompakte Baukörper mit seiner geringen Hüllfläche und reduzierter Erschließungsfläche ist wirtschaftlich in Errichtung und im Betrieb.
Rettung
Sämtliche Bereiche verfügen über zwei getrennte bauliche Rettungswege.